Schloß Friedewald
Schloß Friedewald, an den landschaftlich sehr reizvollen und
vom Fremdenverkehr noch wenig berührten Höhen des Westerwaldes
gelegen, sieht auf eine lange, bewegte Vergangenheit zurück. Wer
seine Geschichte während der letzten sieben- bis achthundert
Jahre verfolgt, erlebt gleichzeitig ein Stück unserer
Geschichte, und je tiefer man sich in sie versenkt, desto
zahlreicher werden die Fäden, die sich zu den großen
historischen Ereignissen unserer Vergangenheit knüpfen, Aus der
Fülle der Ereignisse seien für den Besucher einige der
wesentlichen herausgehoben.
Der Hauptbau des Schlosses, das sogenannte
"Herrenhaus" oder "Hohe Haus", wurde 1580 von
Graf Heinrich IV. zu Sayn erbaut. Es bietet in der
architektonischen Strenge und Anmut seines Stils ein ebenso
schönes wie seltenes Beispiel aus der späten Renaissance. Seine
große Ähnlichkeit mit der Fassade des Friedrich-Baues vom
Heidelberger Schloß, der in den Jahren 1601 bis 1607 errichtet
wurde, läßt auf eine Verbindung zwischen den beiden Bauhütten
schließen, eine Vermutung, die durch die Tatsache bestätigt
wird, daß Graf Heinrich mit dem Kurfürsten Friedrich von der
Pfalz befreundet war.
Aber die Geschichte des Schlosses Friedewald geht auf ein
wesentlich früheres Datum zurück. Als im Jahre 1324 Graf Johann
zu Sayn, ein getreuer Gefolgsmann und Waffenfreund des damaligen
Kaisers, Ludwig des Bayern, starb, lag diesem daran, auch die
Freundschaft und Hilfe von Johannes Sohn und Nachfolger, des
Grafen Gottfried II. zu Sayn erlangen. Der Kaiser beehrte ihn des
deshalb mit einem Besuch in Hachenburg. Dort gab es anläßlich
dieser Visite "viel Geritt und viel Gerenn". Die hohe
Ehrung veranlaßte den Grafen Gottfried dann auch, dem Kaiser
für die Zukunft seine Treue und Hilfsbereitschaft zuzusichern.
Kaiser Ludwig gab ihm daraufhin die Erlaubnis, in dem
nordöstlichen, noch ungeschützten Teil der Grafschaft Sayn eine
Schutz- und Trutzburg nebst festen Platz zu errichten. So
entstanden Burg und Stadt Friedewald.
In der Gründungsurkunde aus dem Jahre 1324, die heute noch im
Staatsarchiv zu Koblenz aufbewahrt wird, heißt es: "
Wir Ludwig von Gottes Gnaden Römischer König, allzeit Förderer
des Reiches, lassen alle wissen, daß wir für die nützlichen
Dienste, die der edle Graf Gottfried von Sayn, unser lieber
Getreuer, uns und dem Heiligen Römischen Reiche erwiesen hat und
auch künftig erweisen wird, den diesem Grafen gehörenden Ort
Friedewald befreien und erlauben, dort eine Stadt zu bauen und
sie mit Mauern, Wall und Graben zu befestigen. Wir verleihen ihr
alle Rechte und Freiheiten, die unsere Reichsstadt Frankfurt hat
und seit Alters her besitzt und bekräftigen diese Urkunde mit
unserem Herrschaftssiegel.
Geschehen zu Hachenburg am 27.Januar im Jahre des Herren
1324, im 10. Jahre unserer Regierung."
Graf Gottfried mußte an der Befestigung seiner Grafschaft
gelegen sein, weil die innerpolitischen Zustände im Deutschen
Reich durch den Streit, in den Ludwig der Bayer mit Friedrich von
Österreich um die deutsche Kaiserkrone geraten war, immer
unsicherer und gespannter wurden. Fast sämtliche deutsche
Reichsfürsten wurden in den Hader hineingezogen und nahmen für
den einen oder anderen Prädendenten Partei. An örtlichen
Beunruhigen, die nichts mit der "Hohen Politik" zu tun
hatten, weiß die Geschichte aus jener Zeit nur vom Raubritter
Albert von Seelbach zu berichten, der seine Burg auf dem
nahegelegenen Hohenseelbachskopf hatte. Er versetzte die ganze
Umgebung in Panik durch seine gefürchteten Überfälle auf
Wagenzüge, welche die Überlandstraße vom Siegerland zum Rhein
benutzen mußten, die Friedewald unmittelbar berührte. Im Jahre
1350 gelang es dem Grafen von Sayn mit Hilfe seines Lehnsherren,
des Erzbischofs Balduin von Trier, das Raubritternest zu
zerstören.
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